Zusätzliche Ausbildung für Mitglieder der Psychosozialen Notfallversorgung des ASB
„Bei einer Schnittwunde weiß jeder von uns sofort, was zu tun ist. Bei einer seelischen Wunde sieht die Sache schon ganz anders aus“, sagt Jörg Brockhoff, Leiter der PSNV-Staffel. Daher hat er zusammen mit Brigitte Hövel, Petra Stenske und Anna Lena Kristen- allesamt Mitglieder der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) des Arbeiter-Samariter-Bund Kreisverband Hannover-Land/Schaumburg (ASB) an einer so genannten „Mental Health First Aid“ (MHFA)-Fortbildung teilgenommen, sich also in Erster Hilfe für die mentale Gesundheit fortgebildet.
Was macht man bei einer Angstattacke oder einem Unwohlsein ausgelöst durch Stress? Dozentin war die Medizinpädagogin Alexandra Geckeler, die in sechs Unterrichtseinheiten a´ zwei Stunden den Kursteilnehmern Basiswissen darüber vermittelte, wie jeder Mensch zum Beispiel bei Depressionen oder Burn-out helfen und vermitteln kann. „Wir wollen auch Ansprechpartner für unsere haupt- und ehrenamtlichen Samariter sein“, so Brockhoff weiter. Wobei die Kursteilnehmer nicht nur für die Hilfesuchende als direkte Ansprechpartner zur Verfügung stehen, sondern auch für Kollegen, Kameraden und Vorgesetzte als Hinweisgeber aktiv werden können. Die neuen MHFA-Helfer des ASB unterliegen hierbei der Schweigepflicht. „Wir machen gemeinsam mit denen, die unsere Hilfe in Anspruch nehmen, die ersten Schritte und zeigen Wege aus der Krise auf“, sagt Jörg Brockhoff, der gemeinsam mit seinen Helfern als erster Ansprechpartner gilt und im Anschluss auch weitere Hilfe vermitteln kann.
Mehr als 40 Prozent der deutschen Bevölkerung erleben mindestens einmal in ihrem Leben eine behandlungsbedürftige psychische Störung. Obwohl sich viele Betroffene in unserem unmittelbaren Umfeld befinden, löst dieses Thema immer noch Verunsicherung, Vorurteile und Ängste aus. Daher sind Prävention und Entstigmatisierung in diesem Bereich bedeutsam. Der MHFA-Ersthelfer-Kurs für psychische Gesundheit wurde nach dem erfolgreichen Leitbild für Erste Hilfe bei körperlichen Erkrankungen entwickelt und bildet Laien in zwölf Stunden zu Ersthelfenden für psychische Gesundheit aus. Neben theoretischer Wissensvermittlung werden auch konkrete Erste Hilfe-Maßnahmen bei sich entwickelnden psychischen Gesundheitsproblemen und bei akuten psychischen Krisen erlernt und durch praktische Übungen gefestigt. Ziel der Ausbildung ist es, Erwachsene zu befähigen, ihren Angehörigen, Kolleg*innen oder Freund*innen Erste Hilfe für psychische Gesundheit zu leisten, indem sie in der Lage sind, Anzeichen von psychischen Störungen zu erkennen, zu verstehen und darauf zu reagieren. Die Kurse bieten darüber hinaus einen sinnvollen Mehrwert für Bildungseinrichtungen, Betriebe, medizinische Erstversorger*innen und viele andere Organisationen. „Fast jeder von uns kennt jemanden im Familien-, Freundes- oder Bekanntenkreis, der schon mal psychische Probleme hatte - und trotzdem wissen nur wenige, wie sie dann helfen können. Wir haben den ersten Schritt gemacht, um dies zu ändern“, erklärt die fachliche Leitung der PSNV-Staffel Petra Stenske abschließend.